Im vorhergegangenen Artikel haben wir einen kurzen Überblick zu den Grundgedanken des NOVIGADO Projekts, sowie den Zusammenhang zu traditionellen, starren Lernräumen gegeben. In diesem Artikel gehen wir den nächsten Schritt und betrachten die Anpassung der Lernräume auf aktive pädagogische Lernkonzepte.
Es gibt keinen einheitlichen Ansatz für alle Szenarien, aber vielfältige und agile Möglichkeiten, den Lernalltag an die modernen Anforderungen an Schüler:innen und Lehrkräfte anzupassen. Wir stellen Ihnen vor, welche Erkenntnisse das Future Classroom Lab über die flexible Anpassung der Lernumgebungen an unterschiedlichste Lern-Szenarien gewonnen hat.
Jeder Lernraum erzählt eine individuelle Geschichte. Während traditionelle Klassenzimmer entwickelt wurden, um allen Lernenden eine gute Sicht auf die „Lehr-Bühne“ zu ermöglichen, fördern agile Lernräume durch ihre Gestaltung aktiv eine Reihe von pädagogischen Werten, insbesondere wenn es um das Erlernen von Kompetenzen geht.
Um den Lernenden die „Super Skills des 21. Jahrhunderts“ vermitteln zu können, wird der verbreitete Ansatz, den Lehrer als Protagonisten im Lernraum zu platzieren und die Lernenden als Komparsen, hier neugedacht. Denn er limitiert nicht nur die Interaktionsmöglichkeiten der Lehrkraft mit den Schüler:innen und den Einsatz aktiver Pädagogik, sondern auch den Austausch zwischen den Lernenden.
Der Schlüssel zur Transformation ist hierbei die radikale Veränderung der Rollenverteilung im Klassenzimmer. In modernen pädagogischen Konzepten, wie beispielsweise dem „Rad des projektbezogenen Lernens-PBL“, der „mobilen Debatte” oder dem “kollaborativen Lesen“, entwickelt sich die Lehrkraft vom Protagonisten zum Impulsgeber und Moderator und der Lernraum von einem starren Konstrukt zu einem aktiven, bewegten Ort des aktiven Lernens.
Wir unterstützen Sie dabei, einen agilen Lernraum zu kreieren, der sich flexibel an unterschiedlichste Szenarien anpasst. Kennen Sie schon unseren „Fünfecktisch“?
Das Überdenken des Lehr- und Lernprozesses, ist - wie durch das obige Dreiecksmodell beschrieben wird - die Grundlage dafür, die Lernumgebung so zu gestalten, dass sie die durch das Szenario hervorgerufenen Interaktionen zwischen Lehrer:innen und Lernenden unterstützt.
In einem Klassenzimmer mit Tischreihen, die der Tafel zugewandt sind, ist es kaum umsetzbar, ein kollaboratives Lernumfeld zu erschaffen. Um einen Raum zu gestalten, der sich individuell und ohne größere Mühen anpassen lässt, braucht es neue Ansätze.
Genauso wie die Szenarien einem bestimmten Bedarf zur Entwicklung eines der „Super Skills“ entsprechen sollten, sollten auch die Lernräume so angepasst werden, dass sie ein bestimmtes Szenario ermöglichen. Dabei sind die folgenden beiden Ansätze bei der Gestaltung des geeigneten Lernraumes hilfreich:
Eine Lehrkraft kann nicht jedes Mal das Klassenzimmer wechseln, wenn sie ein neues Lernszenario umsetzen möchte. Daher sollte eine flexible Lernumgebung mit leichten und mobilen Möbeln ausgestattet werden. Denn nur so lässt sich der Lernraum flexibel auf geplante Aktivitäten im Unterricht anpassen. Wie könnte eine solche Umgebung aussehen? Hier kommt das zweite Konzept ins Spiel: Lern- oder Mikrozonen.
Eine Lernzone ist ein physischer Raum, der für eine bestimmte Art von Aktivitäten der Lernenden konzipiert ist. Jede Zone erleichtert eine bestimmte Art von Aktivitäten durch die Bereitstellung von geeignetem Raum, Mobiliar und Technologie. Die Lehrkraft kann dann entweder Zonen auswählen, zusammenlegen oder flexible Zonen verwenden, um den Klassenraum an die Aktivitäten anzupassen.
Bei der Umsetzung dieser Ansätze sollten einige wichtige Aspekte berücksichtigt werden, die das Future Classroom Lab zusammengestellt hat, um die Erwartungen an die neuen Lernszenarien zu kanalisieren:
● Es gibt keinen perfekten „Einheits-Lernraum“.
● Ein perfekter Raum ist dies nur für ein einziges pädagogisches Szenario.
● Das aktive Lernszenario berücksichtigt neben den Lernzielen auch die Schlüsselkompetenzen (Super Skills), die die Lehrkraft den Schüler:innen vermitteln möchte.
● „Keine Möbel“ sind auch Möbel... Manchmal ist weniger mehr.
● Kleine Veränderungen können in einem Klassenzimmer vorgenommen werden, um es flexibler zu gestalten.
Der verfolgte Grundgedanke: Verschiedene Schüler:innen arbeiten auf unterschiedliche Weise. Auch für einen einzelnen Schüler:in ändert sich die Arbeitsweise je nach Tageszeit, Aufgabe, verfügbarem Platz usw. Wenn die Schülerinnen und Schüler sich selbst besser kennenlernen und wissen, wie sie am besten arbeiten, können sie ihre Entscheidungen schneller und gezielter treffen.
Die oben genannten Erkenntnisse wurden durch das Future Classroom Lab erarbeitet und zusammengetragen. Das Future Classroom Lab ist eine inspirierende Lernumgebung, die vom European Schoolnet in Brüssel ins Leben gerufen wurde. Es ist ein Ort für Lehr- und Lern-Experimente sowie des Austauschs von Praktiken unterschiedlichster Bildungsakteure aus diversen Bildungseinrichtungen, der Industrie und der Politik. Gemeinsam wurden diverse Synergien aktiver pädagogischer Szenarien, einiger Lernszenarien und die entsprechenden Lernumgebungen betrachtet und in die Praxis umgesetzt. Wir stellen Ihnen im nächsten Blog-Artikel das „Kollaborative Lesen“ vor. Weitere Beispiele finden Sie aber auch direkt im NOVIGADO Projekt Report oder jederzeit im Gespräch mit unseren EinrichtWerk-Spezialisten, die Sie gerne beraten.
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